Informelle Lernprozesse sind zu wichtig, um sie dem Zufall zu überlassen! Teil 1

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Die Bedeutung von Netzwerken und kollaborativen Arbeits- und Lernprozessen nimmt in Organisationen stetig zu. Nichtsdestotrotz erleben viele Organisationen, dass der Weg zur Förderung kollaborativen Lernens beschwerlich ist.

Von Anja Schmitz und Jan Foelsing

Die Bereitstellung der für die betreffende Organisation strategisch sinnvollen und für die gewünschten Lernprozesse technologisch geeigneten (!) Tools [i] ist notwendig, aber nicht hinreichend. Social Collaboration Tools entfalten nur dann ihr volles Potenzial, wenn sie den Zugang zu Wissen und neuer, nicht-redundanter Information erleichtern, den Austausch sowie die Ko-Konstruktion von Wissen fördern und insgesamt zu einer Zunahme an informellem Lernen führen.

Diese Prozesse entstehen in einigen Fällen von selbst. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auftreten, kann aber durch eine aktive Förderung wesentlich erhöht werden. Dennoch konzentrieren sich die Investitionen vieler Organisationen noch zu einem größeren Teil auf die Förderung formaler Lernangebote. Ohne entsprechende Aufmerksamkeit und Investitionen werden die Ergebnisse informeller Lernprozesse hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Dieses Vorgehen sollten Organisationen daher überdenken.

Informelles Lernen erhöht Effektivität und Leistung der Mitarbeitenden

Eine 2018 erschienene Meta-Analyse [ii]  (Cerasoli et al., 2018) zeigt, dass informelles Lernen bei entsprechender Förderung sowohl die Effektivität und Leistung von Mitarbeitenden erhöht, als auch ihre Zufriedenheit verbessert. Mitarbeitende, die informellen Lernaktivitäten nachgehen, zeigten bis zu einem Drittel höhere Leistungen als Mitarbeitende, die diesen Aktivitäten nicht nachgehen. Hier ergeben sich also sowohl für die Learning und Development Funktion als auch für Führungskräfte aus den Fachbereichen Ansatzpunkte, um das Leistungsvermögen der Mitarbeitenden zu stärken.

Raum schaffen für informelles Lernen

Lernprozesse entstehen im betrieblichen Kontext immer im Zusammenspiel von Person, Aufgabe und Organisation (siehe Schaubild). Diese Einflussfaktoren können genutzt werden, um aktiv „Raum zum Lernen“ entstehen zu lassen. Die Untersuchung dieser Einflussfaktoren zeigt, dass die situativen Einflussfaktoren auf Ebene der Aufgabe und der Organisation einen größeren Einfluss auf das informelle Lernen haben als Merkmale der Person.

Lernprozesse im betrieblichen Kontext: Einflussfaktoren

D.h. möchte man die Entstehung von Lernräumen im Sinne informeller Lernprozesse in Social Collaboration Plattformen fördern, kann dies am besten durch Veränderungen auf organisationaler Ebene und auf Ebene der Arbeitsaufgaben erzielt werden.

In der Fortsetzung dieses Beitrages werden diese Einflussfaktoren genauer unter die Lupe genommen und zentrale Befunde der Forschung zu informellem Lernen aufgegriffen und auf den Kontext der Nutzung von Social Collaboration Plattformen übertragen.

Verpassen Sie nicht Teil 2!


[i]  (siehe Beitrag Jan Foelsing, Teil 2)

[ii] Metaanalysen sind Studien, die die Ergebnisse zahlreicher empirischer Einzelstudien zusammengefasst auswerten und auf diese Weise sehr belastbare wissenschaftliche Evidenz generieren.

 

Foto vom Autor Jan Foelsing auf dem Blog der L&Dpro
Jan Foelsing
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Jan Foelsing ist Learning- und NewWork-Designer. Zurzeit ist er an der Hochschule Pforzheim verantwortlich für die Themen „moderne Lernformen“ und „digitale gestützte Zusammenarbeit“. Des Weiteren ist er Dozent für Projektmanagement, Freiberufler, Gründer, Speaker und Autor. Eine zukunftsfähige Entwicklung von Systemen bedeutet für ihn: (Lernen + Zusammenarbeiten + Kreativität + Entrepreneurship + Mut) * digitale Unterstützung.

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