Strategiemeeting und HR sitzt am Katzentisch

Geht das nur mir so?….. Freie Gedanken zum Thema Personalentwicklung
Kennen Sie das auch? Sie unterhalten sich mit anderen Personalern, tauschen sich über die Herausforderungen Ihres Berufs aus… und IMMER sagt mindestens einer: „Wenn doch endlich die Geschäftsführung uns bei strategischen Entscheidungen mit ins Boot holen würde. Wir werden gar nicht gehört“. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Ich kann mich dann schon gar nicht mehr entscheiden, ob ich als Antwort nur freundlich nicken, mit den Augen rollen oder ein leidenschaftliches Plädoyer halten soll – frei nach dem Motto: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst“ (Mahatma Gandhi)
Und da sind wir schon beim Thema. Warum sitzt HR häufig nicht am Strategietisch?
1.Versteht HR genug Business?
Ist HR klar, wie das Business funktioniert, was effektive Stellschrauben sind, was gerade und zukünftig Herausforderungen in der Produktion/Entwicklungsabteilung/ Einkauf.. sind, wie HR-Systeme und Regeln im Unternehmen aufgenommen werden?
2. Spricht HR genug „Businesisch“?
Redet HR über moderne Recruitingansätze, Didaktik, Weiterbildungstage und Personalakten oder über Entscheidungsvorlagen, Workflows, KPIs, Elevator Pitches und Business Cases? Mit welcher Sprache geht HR auf die Geschäftsführung und Führungskräfte zu?
3. Tritt HR kompetent auf?
Kann HR sich und seine Themen kompetent verkaufen und überzeugend argumentieren, warum HR am Katzentisch für das Unternehmen gefährlich werden kann? Und was heißt „kompetent“? Nur gute Trainings gestalten oder das Unternehmen „bewegen“?
Um einmal ein Plädoyer für HR am Strategietisch zu halten: In einer Wissensgesellschaft sind es die Mitarbeiter, die mit ihrer Innovationskraft, Kreativität und Adaption über den Erfolg eines Unternehmens entscheiden. „Lernen wird zu dem Wettbewerbsfaktor für Mitarbeiter und Unternehmen“.
Also muss in die Belegschaft investiert werden – und dafür sollte HR die zentrale Anlaufstelle sein. Ohne die passenden Strukturen und Fachkräfte kann keine Strategie umgesetzt werden. Ohne Mitarbeiter keine Transformation. Ergo ist ein HR-Platz am „großen Entscheidertisch“ zwingend notwendig, da HR die Nahtstelle zwischen Organisation und den Menschen bildet. Hat unser Unternehmen die Kompetenzen/Ressourcen, um die Strategie umzusetzen? Was fehlt? Wie kommen wir daran (Weiterbildung vs. Recruiting)? ….Ohne gutes HR Management wird es nicht gehen. Punkt. Ausrufezeichen!
Passiv also auf die Veränderung bzw. die Einladung an den Strategietisch zu warten, zeigt nur, dass HR selbst noch gar nicht seinen Wertbeitrag verstanden hat oder ihn nicht verkaufen kann. Anstatt also darauf zu warten, dass HR eine Einladung bekommt, sollten wir die Veränderung selbst in die Hand nehmen. Wir sollten dann allerdings als Vorbilder, Role Models und Versuchsobjekte selbst die Veränderung durchlaufen, die den Mitarbeitern bevorsteht. Nur wer an der Spitze steht, hat die Entscheidungskompetenz und die Zeit, die nötigen Veränderungsprozesse anzustoßen. Dafür sollten wir sowohl gutes HR-Fachwissen haben und uns hier auf dem Laufenden halten als auch eine gute Mischung von klassischen HRlern und Quereinsteigern vorweisen, die „Businesisch“ fließend sprechen.
Was also konkret tun? Anfangen und machen! Weg von „den-Menschen-in-den-Mittelpunkt-Sprech“, hin zu „machen“. Fangen Sie im eigenen Bereich an. Ist die IT-Ausstattung zeitgemäß? Wahrscheinlich nicht. Also Business Case schreiben, Projekt durchsetzen und ein HCM einführen. Mit dieser Erfahrung gestärkt über moderne IT (Bots, KI etc.) und die Einführung Agilen Arbeitens weitermachen. Oder ein wirklich innovatives Lernformat ausprobieren: Idee – Simulation – Prototyp – Umsetzung. Oder bereiten Sie einen Ted Talk für Ihr Unternehmen zum Thema „Wertbeitrag HR“ vor? Oder halten Sie Ihrer Geschäftsführung einen Elevator Pitch, warum Sie beim nächsten Mal am Strategietisch sitzen sollten. Egal. Hauptsache machen, denn das wertvolle Lernen entsteht vor allem im Handeln.
Wer wirklich oben mitspielen will, dem fällt auch was ein, oder?
Moderne Messen wie die L&Dpro können da natürlich Anregungen geben – aber das Machen und Umsetzen danach ist entscheidend. Ich wünsche Ihnen viel Kreativität, Kraft zur Umsetzung, Lernerfolge und dann auch Erfolg am Strategietisch. HR rocks!
Herzlichst
Ihre Nele Graf

Nele Graf
Prof. Dr. Nele Graf leitet das CompetenceCenter for Innovation & Quality in Leadership & Learning der Hochschule für angewandtes Management GmbH Berlin und ist Geschäftsführerin der Mentus GmbH.