Weiterbildung zwischen Förderung, mangelnder Beteiligung und Elektromobilität

Bundesregierung und Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände machen mobil und wollen Weiterbildung fördern. Das ist nötig, denn wo Licht ist, ist auch Schatten: Laut einer neuen Studie mangelt es in einigen Beschäftigungszweigen nach wie vor an der Weiterbildungsbeteiligung. Und dann ist da auch noch der Gesetzentwurf „zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität“, der zumindest private Weiterbildung verteuern könnte.
Keine Frage: Der Arbeitsmarkt verändert sich und Qualifizierung ist für jeden einzelnen wie ganze Unternehmen das Maß aller Dinge, um in einer weltweit vernetzten digitalisierten Wirtschaft zu überleben. Ob die Konjunktur brummt oder wir gerade in die nächste Krise schlittern, qualifizierte Fachkräfte fallen nicht vom Himmel. Es ist also gut und schön, wenn all die Appelle und Mahnungen von Wirtschaft und Verbänden endlich gehört werden und daraus Regelungen wie das Qualifizierungschancengesetz oder Strategiepapierewie die „Nationale Weiterbildungsstrategie“ entstehen.
Eine bessere Weiterbildungsberatung und die Erfassung und Anerkennung von Kompetenzen, die informell, also in keiner Schule oder einem Kurs, erworben wurden, sind zum Beispiel längst überfällig. Anerkennung finden darin auch Kooperationen und Weiterbildungsverbünde von insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, die es ja bereits heute gibt. Bemerkenswert weil selten ist zudem, dass auch die Weiterbildungsplaner, -macher und -verantwortlichen nicht vergessen werden. Denn auch das Personal in der Weiterbildung soll gefördert werden, insbesondere in Sachen Digitalisierung.
Vieles, was auf den 22 Seiten geschrieben steht, gehört bereits heute zur täglichen Arbeit in den Unternehmen, anderes, wie die in einem geplanten Innovationswettbewerb „Digitale Plattform berufliche Bildung“ zu entwickelnden zentralen interaktiven Lernplattformstrukturen, die nicht nur individuell passgenaue Weiterbildungsinhalte liefern, sondern auch noch bestehende relevante Plattformen einbinden sollen, brauchen einen langen Atem.
Ein besonderes Augenmerk richten Qualifizierungschancengesetz und Nationale Weiterbildungsstrategie auf diejenigen, die wenig oder kaum an Weiterbildung teilnehmen. Das sind, wie eine aktuelle Studiedes Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gerade erst wieder bestätigt hat, ausgerechnet die, deren Job einem besonderen Risiko ausgesetzt ist, durch die Digitalisierung überflüssig zu werden. Bei denjenigen geringqualifizierten Beschäftigten nahmen demnach nur sieben Prozent an mindestens einer Weiterbildung teil! Als Gegenmittel empfehlen die Autoren der Studie mehr betriebliche Weiterbildungsaktivitäten und eine Beteiligung der Arbeitgeber an den Weiterbildungskosten, bzw. mehr Freistellungen für Weiterbildung. Damit schließt sich ein Kreis, denn genau das sollen Gesetz und Strategie richten und erleichtern, wenn sie denn umgesetzt werden.
„Lernen und Bildung sollten keine heiligen Kühe sein, die angebetet werden. „
Ist das genug? Geld, Freistellungen,
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Gudrun Porath
Gudrun Porath ist freie Journalistin und Moderatorin. Die studierte Kulturwissenschaftlerin arbeitete für Tageszeitungen, bis sie 1999 zu einem jungen Kommunikationssoftware-Unternehmen wechselte und dort unter anderem nach dem Börsengang die Finanzmarktkommunikation verantwortete. 2005 machte sie sich als Journalistin selbstständig und spezialisierte sich auf die Themen digitales Lernen und Weiterbildung, über die sie seitdem für Fachzeitschriften schreibt und Veranstaltungen moderiert. Auf haufe.de erscheint ihre E-Learning-Kolumne.