„Wichtig ist zu wissen, wie mein Lernen funktioniert und wie ich es mir leichter gestalten kann“

Zu unserer heutigen Folge der HRM Hacks dürfen wir wieder Prof. Dr. Nele Graf begrüßen. Ging es bei unserem ersten Gespräch (Podcast-Folge 5) um agiles Lernen, erfahren wir von ihr heute, wie in modernen Unternehmen der Lernprozess sich verändert. Im Gespräch mit Alexander Petsch, dem Gründer des HRM Instituts, erzählt uns die Expertin für Personalmanagement, was es mit Begriffen wie experimentalen oder kollaborativen Lernen auf sich hat und wie für Mitarbeiter der Lernprozess attraktiver gestaltet werden kann.

Nele Graf ist Mitbegründerin der Mentus GmbH und lehrt an der Hochschule für angewandtes Management in Berlin Personal und Organisation.

So manch einer denkt nur ungern an die Schul- und Studienzeit zurück. Auswendig lernen, ständige Prüfungsangst und vollgestopfte Lehrpläne vergraulten nicht wenigen das Lernen. „Das sind so die klassischen Assoziationen“, sagt Nele Graf. Doch mit dem modernen Lernen in der Berufswelt habe dieses Bild nicht mehr viel gemein. „Heute geht es vielmehr darum, im Arbeitskontext zu lernen, auch permanent zu lernen.“ Denn ständiges Lernen sei quasi überlebensnotwendig geworden. „Um als Mitarbeiter wettbewerbsfähig und erwerbsfähig zu bleiben, ist es wichtig, neue Lernkompetenzen aufzubauen“, sagt die Lernexpertin. Und dafür brauche es eine neue Form des „herantastenden, experimentalen und kollaborativen Lernens“.

Die Freiheitsgrade beim selbstständigem Lernen werden langsam erhöht

Für Personalentwickler in Unternehmen bedeute dies, bei Mitarbeitern zunächst mal das entsprechende Bewusstsein zu schaffen. „Also thematisieren, dass sich das Lernen ändert und darüber hinaus die Leute dabei unterstützen, eine Selbststeuerung des Lernens und die dazugehörigen Lernkompetenzen aufzubauen“, sagt Nele Graf. Dabei sollte das Entwicklungstempo wohl dosiert sein, also „die Freiheitsgrade langsam erhöht werden“. Den Mitarbeitenden E-Learning-Formate vor die Füße zu werfen und zu sagen, hier habt ihr eure Zugänge, sei wenig erfolgsversprechend. „Die kennen diese Art des Lernens nicht.“ Dann lieber mit Formaten wie Barcamps anfangen. „In denen findet immer noch eine Orientierung statt“, sagt Nele Graf, „es ist klar, wann es stattfindet, wo es stattfindet, und trotzdem kann ich schon mal meine Inhalte einbringen“.

Ungemein wichtig für den Lernprozess sei die kontinuierliche Unterstützung der Mitarbeiter, sagt Nele Graf. Nicht nur das Lernergebnis stehe im Vordergrund, sondern auch der Lernprozess. „Als Personalentwickler macht es Sinn, wenn ich neue Formate, die beispielsweise eine höhere Selbststeuerung der Lernenden erfordern, zusammen mit den Führungskräften reflektiere und daraus neue Erkenntnisse gewinne.“ Dabei sollten sich Personaler und Vorgesetzte ständig den Fragen stellen, wie sie die Lernenden noch besser unterstützen, deren Lernprozess noch selbstverantwortlicher gestalten können. „Und ganz nebenbei sieht man, welche Formate funktionieren und welche nicht“, sagt Nele Graf.

Das Erlernte an Lernende weitergeben stärkt die Lernkompetenzen

Lernen sollte darüber hinaus nicht als Einzelkämpferdisziplin verstanden werden. Never learn alonesei das Motto, sagt Nele Graf. „Lernende sollten nicht in der Konsumentenrolle verharren, sondern das erworbene Wissen gleichzeitig im Austausch mit anderen weitergeben.“ Damit sei nicht nur den Kollegen geholfen, auch die eigenen Lernkompetenzen würden gestärkt werden. Nele Graf bezeichnet es als „der lernende Lehrende oder lehrende Lernende“. Personalentwickler seien daher gut beraten, Möglichkeiten zu schaffen, dass Mitarbeitende gemeinsam lernen könnten. „Dieses Miteinander erzeugt positiven sozialen Druck“, sagt Nele

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Alexander R. Petsch
Alexander R. Petsch
CEO Chief Enabling Officer
HRM Institute / børding messe AG
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Nele Graf
Nele Graf
Leiterin des Forschungscenters CILL
Hochschule für angewandtes Management
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