“Rückkehrer wissen die Unternehmenskultur besonders zu schätzen”

Zu unserer heutigen HRM-Podcast-Folge begrüßen wir Nicole Kobjoll aus Nürnberg. Im Gespräch mit Alexander Petsch, dem Gründer des HRM Instituts, erzählt sie aus ihrem reichen Erfahrungsschatz in den Bereichen Mitarbeiterführung und Human Star Index. Unter anderem verrät sie, warum sie Mitarbeiter nicht an sich binden möchte und wie Selbstreflexion ein Unternehmen nicht nur menschlicher, sondern auch effizienter und erfolgreicher machen kann.
Nicole Kobjoll entstammt einer Hoteliersfamilie und führt die Geschicke des Schindlerhofs seit ihrem 26. Lebensjahr. Sie absolvierte die angesehene Hotelfachschule Ecole Hôtelière de Lausanne und wurde 2007 zur „Hotelmanagerin des Jahres“ gewählt. Den von ihrem Vater und Mentor Klaus Kobjoll ins Leben gerufenen Mitarbeiteraktienindex (MAX) konzipierte sie in den vergangenen Jahren in den Human Star Index um.
In regelmäßigen Abständen veröffentlichen wir an dieser Stelle interessante Podcasts, in denen uns Experten aus dem vielfältigen Bereich Human Resources einen Einblick in ihren Wissensschatz gewähren.
Dass Nicole Kobjoll außerhalb der oftmals engen Schranken von HR denkt, unterstreicht sie mit einem ihrer ersten Sätze. „Ich finde den Begriff Human Resources nicht schön“, sagt sie in aller Offenheit, „man möchte als Mensch doch nicht mit einer Ressource verglichen werden“. Sei der eine tatsächlich mehr wert als der andere? „In Verbindung mit Menschen tue ich mir da sehr schwer.“ Im preisgekrönten Hotel Schindlerhof sprechen sie daher von Human Stars, von Sternen, die zwar alle unterschiedlich stark leuchten, aber zusammen die Formation des „Großen Herzens“ bilden.
Mit Selbstreflexion zu mehr Innovation
Es darf somit gemenschelt werden im Nürnberger Schindlerhof, den Nicole Kobjoll liebevoll „eine kleine Galaxie“ nennt. Doch letztlich geht es natürlich auch im Schindlerhof um die optimale Performance. Der Weg dorthin ist allerdings ein ungewöhnlicher, so dürfen Mitarbeiter unter anderem ihr Einstiegsgehalt weitgehend selbst festlegen. Im Zentrum von Kobjolls Strategie der humanen Mitarbeiterführung steht der Begriff Selbstreflexion. Dabei beruft sich die Managerin gerne auf den Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker: „Wenn du dich selbst immer wieder reflektierst und an dir arbeitest, dann hat es unbewusst eine ausstrahlende Wirkung auf die gesamte Gesellschaft.“
Auf ihr Hotel übertragen bedeute dies, dass alle Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen in den Spiegel schauten und selbstkritisch ihre eigenen Leistungen beurteilten. In den Bereichen Restaurant, Küche und Rezeption geschehe das sogar täglich, „das nimmt kaum mehr als fünf Minuten in Anspruch“. Dabei sollen sich Mitarbeitende ehrliche Antworten auf Fragen geben wie: Habe ich heute die Qualitätsstandards eingehalten? Habe ich heute unsere Unternehmenskultur gelebt? In vielen Organisationen fehle dieser Reflexionsprozess, glaubt Nicole Kobjoll. Dabei trage dieser entscheidend zur Innovation und letztlich dazu bei, „dass wir uns immer wieder neu erfinden“.
Doch nicht nur das. Auch in Sachen Motivation sieht die Fränkin dank des Human Stars Index klare Wettbewerbsvorteile. Ob von der Hotelchefin oder dem Zimmermädchen, Vorschläge, wie das Unternehmen noch effizienter und kreativer arbeiten könne, würden jederzeit gerne entgegengenommen. Eine für die rund 60 Mitarbeiter eigens programmierte App macht es möglich. „Du hast es selbst in der Hand“, sagt Nicole Kobjoll, „wenn du nichts tust, dann sackst du eben ab“. Hingegen ließe Weiterbildung, das könne auch mal ein Imkerkurs sein, den Human Stars Index nach oben schnellen. Dabei verspreche ein ganztägiges Rhetorikseminar natürlich mehr Punkte als ein zweistündiger Cocktailkurs.
Man versteht sich als Talentschmiede
Zu Nicole Kobjolls Verständnis von Führung gehört auch, dass sie keine Mitarbeiter an
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